20. August 2024 / Allgemein

Der Vogel macht für einen Schwaben die Schwalbe

Der Hellebardier Stefan Göhler regiert die Bürgerschützen in Warendorf

Der Vogel macht für einen Schwaben die Schwalbe

Der Hellebardier Stefan Göhler regiert die Bürgerschützen in Warendorf

Präses Gerd Leve hatte es am Morgen beim festlichen Aufmarsch auf dem historischen Marktplatz bereits angedeutet. Er wünschte den Hellebardieren viel Glück bei ihrem Kampf um die Königskette. Spitze Ohren allenthalben: Würde und sollte ein Hellebardier den Vogel abschießen? Der Bürgerschützenverein ist doch eigentlich – am Beispiel von Königin Johanna Lehmkühler besonders gut zu sehen – dafür bekannt, dass sich der Kampf um das höchste Amt nicht im Hinterzimmer, sondern ganz regulär an der Vogelstange entscheidet. Das tät ja „a Gschmäggle hann“. Dass dann doch mit Stefan Göhler ein Hellebardier – im 175. Jahr des Bestehens dieser Formation – ganz regulär neuer König wurde, hatte einen einfachen Grund: Es traten nur Hellebardiere zum entscheidenden Schießen an! Marco Güldenarm, Michael Füchtenkötter und Stefan Göhler standen an der Vogelstange und Göhler war es, der ziemlich früh, schon um 14:58 Uhr mit dem 190. Schuss den Adler die Schwalbe machen ließ.

Für die Formation, die das diesjährige Schützenfest durch ihr bedeutendes Jubiläum zu einem Besonderen machte, eine Ehre, die die 34 Männer verdient haben. Das Fest stand ganz in ihrem Zeichen, der Sonntag mit über 1.200 Gästen aus 15 Gastvereinen, vier Musikkapellen und natürlich den Bürgerschützen selbst, markierte einmal mehr die Gemeinsamkeiten im Schützenwesen, eine Tradition, die längst in der Moderne angekommen ist.

So ist es sogar möglich, dass der neue König gar kein Warendorfer ist. Er kommt nicht einmal aus der Nachbarschaft, sondern von ganz weit her, wo die Brötchen Weckle oder Weggle genannt werden. Und das Schützenfest „Schitzafeschd“. Aus „Schduagrd“ Dort wurde Stefan Göhler 1972 geboren. Beruflich zog es ihn ins Münsterland, wo er noch immer in Telgte als Vertriebsleiter der Firma Tunstall tätig ist. Er wohnt mit seiner Frau und Königin Tanja, ebenfalls Schwäbin, in Donzdorf, rund 30 Kilometer von Stuttgart entfernt und ist sich bereits sicher, gemeinsam mit den Hellebardieren die Warendorfer Königskette stolz über die Stuttgarter Wasn zu tragen.

Die Hellebardiere sind natürlich ebenfalls stolz auf den neuen, den 17. König aus ihren Reihen. In ihren Reihen war er bereits vor drei Jahren, im Jahr 2021, Formationskönig gewesen. Einige von ihnen begleiten Stefan Göhler auf dem Thron, zu dem folgende Paare gehören: Wolfgang und Bärbel Kuschinski, Rolf und Gerda Allendorf, Christian und Martina Walkenfort, Roman und Andrea Bosse, Michael und Bianca Füchtenkötter, Peter und Petra Trabold sowie Klaus und Heike Harheil. Sie werden, trotz der Entfernung, oft gemeinsam feiern können, denn „Ich bin beruflich alle zwei bis drei Wochen hier und immer dann, wenn die Hellebardiere eine Veranstaltung haben“, verriet der neue König und setzte noch einen drauf. Er versprach, auch immer dann nach Warendorf kommen zu wollen, wenn es etwas interessantes gebe.

Und davon birgt das Schützenwesen reichlich, wie auch das diesjährige Fest in Warendorf deutlich zeigte. Nicht nur mit dem Jubiläum der Hellebardiere. Schon der Auftakt mit Ikke Hüftgold, der mallorquinische Spaßatmosphäre nach Warendorf brachte und von rund 3000 Gästen bejubelt wurde, wird in die Geschichtsbücher des Vereins eingehen. Bernd Stelter umsonst und draußen am Sonntagabend war ein weiterer Höhepunkt des Festes, das einen ruhigen aber durchweg abwechslungsreichen Montag erlebte. Er begann traditionsgemäß mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal und fand seine Fortsetzung auf dem Marktplatz mit einer Rede des Präses, der neben Lobesworten – „Die Stadt zeigt in diesen Tagen ihr schönstes Gesicht“ – auch wieder deutliche Worte gegen Extremismus und Rassismus formulierte. Nicht fehlen durften die Ehrungen der Jubiläumsmajestäten und die Vorstellung der neuen, von Ulli Böckenfeld gestifteten Krone für die Königin, da die bisherige im Vorjahr ihren letzten Stein erhalten hat. Es folgte eine fulminante Zeit auf dem sehr vorteilhaft umgestalteten Festplatz an den Kleinspielfeldern. Hier lässt es sich hervorragend feiern. Und wer die Warendorfer Schützen kennt, weiß, dass sie auch dem Mitfeiern mit anderen nicht abgeneigt sind. Daher darf das neue Königspaar gerne über einen Zweitwohnsitz an der Ems nachdenken. Oder besser: Einen Zweitwohnsitz in der Region Schduagrd.

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