Die jüngste Majestät ever
Wie der Vater so die Tochter
Sie wollte – und sie hat es geschafft: Melina Gerdes, Anfang 20, ist die neue Königin im Schützenverein Hinter den drei Brücken e.V. und damit die jüngste Majestät in der Vereinsgeschichte. Mit dem 271. Schuss sicherte sich die Tochter des Präsidenten Hennes Bußmann, der mit Jörg Thiemann zu den beiden weiteren Mitstreitern an der Vogelstange zählte, um genau 16:28 Uhr das letzte Stückchen Holz, das von dem ehemals schmucken Adler noch übrig war.
Ihr Erfolg führte zu einem außergewöhnlich durchdringenden Jubel, denn die Damengarde, deren Mitglied sie ist, feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen und ist besonders stolz, dass die Königin zu diesem besonderen Jubiläum aus ihren Reihen stammt. Wobei sich die Reihen der Damengarde zugleich auch etwas gelichtet haben – zumindest für das kommende Jahr. Denn gleich acht junge Frauen aus der Damengarde, einschließlich Königin Melina, zählen zum Thron, davon sechs als Thronpaar. Ungewöhnlich vielleicht, aber der 102 Jahre junge Verein setzt damit einmal mehr ein Zeichen. Während anderswo noch bis vor kurzem noch mit Frauen in Formationen gehadert wurde – und alle Götter bewahren uns doch bitte vor einer Königin – zeigt der Verein, dass Tradition und Moderne keine Gegensätze sein müssen.
Der Beginn des Festes entsprach den Traditionen. Nach intensiven und sehr schweißtreibenden Aufbauarbeiten, wie Präsident Bußmann bei seiner Ansprache am Samstag erinnerte, bildeten ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Festgelände sowie der traditionelle Großen Zapfenstreich am Freitagabend den Auftakt zu den drei tollen Tagen des Warendorfer Nordens. Zur Parade am Samstag hatten sich weniger Zaungäste als in manchen Vorjahren eingefunden, was dem Wetter und der Urlaubszeit geschuldet gewesen sein könnte. Sie biete ein schönes Bild, konstatierte der Präsident, der zugleich das weniger schöne Bild der schier dauerhaften Baustellen bemängelte. Er hoffe auf das kommende Jahr, sagte er. Die stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Lindstedt blendete die Kulisse aus und lobte das Bild der 465 Mitglieder starken Schützengesellschaft. Auf ihre Frage an die Throngesellschaft, ob diese eine schöne Zeit gehabt habe, erntete sie die Antwort „War ganz okay“ – und fröhliches Lachen.
Was folgte glich den Vorjahren. Während die Schüsse auf den Vogel noch relativ gefahrlos schienen, weil er noch nicht der Insignien beraubt war, warte eine große Schar Schützenbrüder und -schwestern darauf, diese kleine Ehre zu erlangen. Lange Schlange an der Vogelstange, ließe sich das zugehörige Bild titeln. Doch nach dem 187. Schuss, mit dem Matthias Schwingler den Vogel seines Zepters beraubte – Lena Harder hatte mit dem 17. Schuss die Krone und Johannes Schöttler mit dem 80. den Apfel geholt – lichtete sich die Reihe zusehends. Es folgte der genannte Dreikampf, den eine strahlende Königin schließlich für sich entschied.
Die abendliche Krönung ging mit einigen Hindernissen und dennoch ohne Folgen über die Bühne. Zur Überraschung der Anwesenden steht mit Thorben Wittkabel ein junger Mann an Königin Melinas Seite, der erst am selben Tag in den Verein eingetreten ist. Die weiteren Thronpaare sind: Hennes und Mieke Bußmann, Mona Bußmann und Lena Harder, Franzi Tegelkamp und Matthias Schwingler, Emily Tarner und Lena Wendel sowie Jolina Barnefski und Franzi Gövert.