Kunst und Design-Forum ist nach wie vor Dauerbrenner
Thomas Ritt stellt seine Profession als Industriedesigner vor
Warendorf. „So habe ich Warendorf noch nicht kennengelernt“, sagte Thomas Ritt. Diese Erkenntnis konnten die Besucher des Kunst und Design Forums am Donnerstagabend aus einer anderen Perspektive durchaus teilen. Thomas Ritt ist als Industriedesigner auf der „dunklen“ Seite. Will heißen, in der Kreativszene wird das Industriedesign in der Regel eher als unkreativ gesehen. „Es geht um vielfache Prozesse, um Abstimmung, Kommunikation, um Geld und Erfolg“, sagte Ritt. Und in diesem Zusammenhang war es dann tatsächlich erstaunlich, dass die in manchen Kreisen als eher langweilig angesehene Profession des Industriedesigners im Rahmen des von Kluck Kola (Christian Confer und Jana Mersch) ersonnenen Kunst- und Design-Forums großes Interesse in der ehemaligen Laurentiusschule an der Klosterstraße fand. „Industriedesign klingt grob, ist jedoch wunderbar.“ Und das konnten im Anschluss an den kurzweiligen Vortrag die Zuhörer durchaus bestätigen. 1960 in Eutin in Schleswig-Holstein geboren, ist Thomas Ritt ein Kind des Nordens, geprägt von Wetter, Wolken und Wikingern. Wenn dann noch Kälte, Regen und Gegenwind dazukommen, erst recht, wenn der tägliche Weg zur Schule durch eine von der Geschichte des Landes geprägten Landschaft führt, dürfte klar sein, warum der Wahlwarendorfer genau diesen beruflichen Weg eingeschlagen hat. „Ich habe Einsichten gewonnen und Ansichten entwickelt.“ Kein Wunder, wenn selbst Maulwürfe in Schleswig-Holstein archäologisch Wertvolles bei ihren Schaufeleien zutage fördern. Ursprünglich wollte Thomas Ritt Architekt werden, Bildhauer wäre seine zweite Wahl gewesen. „Ich habe mich dann für die Mitte entschieden“, sagte er lachend und ergänzte „Echte Probleme treiben mich an. Mein Herz möchte helfen.“ Was sich oberflächlich ein bisschen nach esoterischem Gedöns anhört, ist allerdings durchaus ernst gemeint und hat Fundament. Auf der einen Seite begründet in seinem Studium des technischen Designs, auf der anderen Seite im Vorbild des italienischen Architekten und Designers Ettore Sottass. Ebenso wie dieser hat sich auch Thomas Ritt vom traditionellen Entwurf abgewendet. Das durfte unter anderem Miele Küchen erfahren. Die modulare Küche, eine Idee von Thomas Ritt, brachte das Unternehmen aus dem klassischen Mief mit sieben verschiedenen Küchendesigns weit nach vorn. „Mein Gedanke war, dass die Mieleküche mehr zur Waschmaschine wird“. Auch der Küchenhersteller Bulthaup durfte schon von Ritts Design profitieren. Sein Entwurf, der vom damaligen Chef zunächst als zu modern abgelehnt wurde, wurde schließlich „Dauerbrenner“ zum gegen den Wettbewerb. Miele und Bulthaup sollten jedoch nicht die einzigen Stationen bleiben. Markant und bekannt sind mittlerweile die Produkte von Gera Leuchten, die Ritt maßgeblich gestaltet hat. 23 hochkarätige Designpreise gehen mittlerweile auf das Konto des Industriedesigners. Das muss man erst einmal nachmachen.